Zurück zur Blog-Übersicht

Großes Drama – großer Triumph Teil 1

von Sportduell Team am Sonntag, 17. Januar 2021

Nach regelmäßigem Training konnte ich erfolgreich Turniererfahrung im Racketlon sammeln,

auch wenn es für ganz vordere Plätze noch nicht reichte.

Also begann ich mir, konkrete Ziele zu setzen: Was war möglich, wenn ich konstant bei erfahrenen Trainern und guten Bedingungen trainieren und mein Potenzial ausschöpfen würde? Ich hatte zwar noch nie ein großes Turnier gewonnen, jedoch spielte ich gegen ältere und erfahrene Spieler sehr gut mit und konnte in allen vier Sportarten punkten. Langsam reifte der Entschluss, dass eine Medaille beim nächsten großen Turnier mein Ziel sein sollte. Man braucht ja Ansporn. „Reach for the stars to get to the sky“ sagt ja ein unbekanntes Sprichwort!

Das nächste große Turnier war dann gleich die Europameisterschaft in Wien 2017 und ich war hoch motiviert, endlich weit vorne bei einem großen Turnier zu landen. Ehrgeizig, fast verbissen trainierte ich in den Wochen davor und oft kriegte ich mich mit meinem Vater in die Haare, der mehr Disziplin und Konzentration von mir einforderte. Vieles ging mir zu langsam, vieles nervte mich. Ich war ungeduldig, dass es, je besser man wurde, umso langsamer dauerte, bis Fortschritte erkennbar waren. Trotzdem blieb ich am Ball und trainierte 3 – 4 Mal in der Woche, um in guter Form in Wien zu sein. Das Event wurde von der RFA, der Racketlon Federation Austria, um Präsident Marcel Weigel organisiert. Dieses Team war bekannt dafür, einen perfekten Ablauf zu gewährleisten und auch mediales Interesse zu generieren. Zudem wollte man neue Pfade beschreiten und das Turnier noch professioneller aufziehen als sonst. Dazu wurden Spielerausweise wie bei großen Tennisturnieren als Akkreditierung ausgegeben, es gab Security und die Zuschauer mussten Eintritt zahlen. Racketlon sollte größer und bekannter werden. Da hatten wir ja eine Gemeinsamkeit - Ich wollte das auch. Als Vorteil sollte sich erweisen, dass ich in der Altersgruppe U13 einer der ältesten Spieler nun war und vor allem englische Gegner, gegen die ich oft verloren hatte, in die U16 Gruppe aufgestiegen waren. Allerdings war das Feld in meiner Altersklasse immer noch sehr stark besetzt, vor allem die Ungarn und die Österreicher waren stärker einzuschätzen als ich. Gegen sie hatte ich regelmäßig verloren.

Gespannt verfolgte ich die Auslosung und deren Bekanntgabe in Deutschland und war sehr erleichtert: Ich war in der oberen Hälfte des Tableaus und hatte machbare Aufgaben vor mir, wohingegen in der unteren Hälfte einige Spieler waren, die ich besser einschätzte. Jetzt fieberte ich noch mehr dem Tag des ersten Matches entgegen…

Am Freitag, den 25. August 2017 war es dann endlich soweit. Ich fuhr von Regensburg mit meinem Vater, der ebenfalls in der Senionenklasse Ü40 mitspielte und seinem Nationalmannschaftskollegen Alex Käß mit den Auto nach Wien. Mit guter Stimmung und noch besserer Musik erreichten wir die Sporthalle in Wiener Neudorf.

Gleich am Empfang wurden wir mit einem warmen “Welcome!” und einer Akkreditierung, die nur die Spieler bekamen, begrüßt. Die Halle war riesig, ich hatte Mühe, mich nicht zu verlaufen. Verloren stand ich mit meinen 13 Jahren rum und das beste war, dorthin zu gehen, wo ich mich auskannte, wo mein zweites „Zuhause“ war – der Court! Es ging es zum Einspielen. Als Tischtennisbuddy agierte mein Vater (es ist auch seine beste Sportart). Badminton spielte ich mit meinem Doppelpartner und Teamkollegen Bastian Böhm. Das war genug am ersten Tag.

Schon bei diesem kurzen „Warm Up“ merkte ich, dass ich ein gutes Gefühl im Arm hatte und viele Bälle traf. „Hoffentlich spielt morgen auch meine Psyche mit!“, bangte ich am Abend im Hotelbett!

Am nächsten Tag ging es dann endlich los – allerdings mit den Teamwettbewerben, wo Teamwork angesagt war. Nach einem Freilos spielten wir gegen Österreich 2. Das erste Teammatch gewann ich mit Tom Sach und Basti Böhm (ihre Väter sind ebenfalls bekannte und erfolgreiche Racketlonspieler) gegen die „Ösis“ recht locker. Danach spielten wir allerdings gegen Österreich 1 und uns war klar, dass dies knapp werden würde. Meine Jungs spielten allerdings überragend und ich selbst konnte sogar den Mitfavoriten im Einzel,Alexander Wagner, gegen den ich bisher immer verloren hatte, knapp besiegen.

Dann hieß es Finale und wir waren überglücklich, da wir schon eine Teammedaille sicher hatten. Im Endspiel trafen wir auf den Topfavorit Ungarn 1 und dort spielte ich als Spitzenspieler gegen Ungarns Top Mann Tamas Szalay. Es war ein hart umkämpftes Spiel. Leider verlor ich gegen Szalay. Doch meine Jungs spielten so gutes Racketlon an dem Tag, dass wir in der Gesamtwertung tatsächlich gewannen! Wir waren Europameister!

Bei der Siegerehrung wurde die deutsche Nationalhymne gespielt und wir waren alle sehr glücklich. Aber das war nicht Ende der Reise...

Wie es da weiter gibt, werde ich beim nächsten Mal erzählen.