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Vom Fußball zum Racketlon

von Sportduell Team am Freitag, 21. August 2020

Wir freuen uns Ihnen die Geschichte von unserem erfolgreichen deutschen Junior-Rackeltonspieler Cornelius Ried erzählen zu dürfen.

Hallo liebe Leserinnen und Leser!

Mein Name ist Cornelius Ried. Ich bin 16 Jahre jung, wohne in Regensburg in Bayern und bin derzeitiger Jugend-Nationalspieler im Racketlon (Erklärung folgt…).

Meine größten Erfolge bisher waren: 3-facher Jugendeuropameister (U13 Einzel, Doppel und im Team), dazu noch 2-facher Vizeweltmeister im Doppel (U 16 und Herren Amateurklasse). Auch war ich bei den U13 Jungs im Jahre 2017 auf dem ersten Platz in der Weltrangliste der Junioren und habe sonst noch recht viele Turniere erfolgreich gestaltet. Stolz bin ich außerdem, dass ich inzwischen Vertragsspieler der Firma „Oliver Sport“ bin und seit 2018 Mitglied im Förderkader „Team Nürnberg“ sein darf.

Mit diesem Blog will ich euch ein bisschen auf meiner Schlägersportreise mitnehmen, denn ich war keineswegs immer so „racketlonverrückt“ und bin durch viele Umwege und Zufälle zu dieser Schlägermehrkampfsportart gekommen (einige nennen sie sogar „Iron-Man im Schlägersport“)

Im zarten Alter von 3 Jahren begann ich das erste Mal mit einem Sport, der womöglich der berühmteste auf der ganzen Welt ist: Fußball. Ich spielte als kleines Kind so leidenschaftlich, dass ich und meine Eltern beschlossen, mich bei einem Fußballverein einzutragen. Im Alter von 5 Jahren hatte ich dann auch mein erstes Fußballspiel, an das ich nicht viele Erinnerungen habe, außer der, dass ich bei einem „Tempogegenstoß“ des Gegners nicht meinen Mann deckte, sondern eine Blume pflückte, die herrlich bunt aus dem grünen Rasen kroch. Mein Trainer war nicht begeistert, aber dennoch bestritt ich anschließend etliche Spiele und Turniere als Linksaußen für meinen damaligen Verein, dem DJK SV Keilberg, sodass ich mich immer mehr an diesen Sport und regelmäßiges Training gewöhnte. In der Zeit wurde ich mehrmals Torschützenkönig, und sah mich schon bei Bayern München später, das pushte mich kleinen Bengel sehr. Doch nicht nur Fußball war meine große Leidenschaft zu der Zeit. Durch das viele Reisen um die Welt mit meinen Eltern machte ich Bekanntschaft mit anderen Sportarten, wie z.B. Bodysurfen, Klettern, Volleyball und Golf. Jedoch war es Tischtennis, dass ich im Kindesalter zusammen mit Fußball am besten fand. Da mein Vater Tischtennisspieler war, trainierte ich gelegentlich mit diesem in der heimischen Garage auf einer älteren Platte. Ich bestritt auch ein paar Hobbyturniere, sogenannte „Mini-Meisterschaften“, jedoch war ich trotz guter Resultate nicht so von dem Sport angetan wie von Fußball.

Im Alter von 7 Jahren stand dann eine neue Sportart für mich auf dem Programm: Badminton. Als mich mein Vater eines Tages nach einem Fußballspiel in Regensburg abholte, fuhr er mit mir nach Frankfurt, um dort ein Badmintonturnier zu bestreiten. Man könnte sagen, er erwischte einen seiner besten Tage in seinem kompletten Leben. Nach einigen Siegen, u.a. sogar über furchteinflößende Asiaten, gewann er überraschend das Turnier als klarer Underdog. Als er einen großen Pokal auf dem Podest in der Hand hielt, wollte ich unbedingt auch mal an dieser Stelle stehen, und so wurde ich dann schließlich mit Badminton vertraut. Doch nichts kam an Fußball heran. Kurze Zeit später, im Alter von 8 Jahren, fing ich mit Tennis beim örtlichen Klub um die Ecke, dem TSG Grünthal an, nun hatte ich einen weiteren Sport außer Fußball, den ich allerdings recht selten und nur nebenbei hobbymäßig betrieben habe.

Es änderte sich jedoch alles im Alter von 10 Jahren, als ich körperlich immer aktiver wurde und nun mehrere Sportarten ernsthafter betreiben wollte, zudem gab es keine Probleme in der Schule, da ich passable Noten schrieb und viel Zeit hatte. In den Schlägersportarten wechselte ich deshalb zu den höchstklassigen Vereinen in Regensburg, um mein Talent zu testen und gegebenenfalls ausbauen zu können. Als mein Vater dann mal was von „Racketlon“ berichtete, war ich erstmal verwirrt. Ich konnte mir darunter nichts vorstellen. Nachdem er nämlich die Sportart Squash intensiv auftrainierte, traute er sich bei den Anfängern (Herren D) mal mitzuspielen. Er gewann gleich sein erstes Turnier in Ungarn und stieg somit in die Herren C Amateurklasse auf. Das motivierte und gefiel ihm sehr und er spielte von da an viele Racketlonturniere und er nahm mich gelegentlich auch mit. Somit kam ich in Verbindung mit diesem Mehrkampf, der aus Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis besteht. Am meisten faszinierte mich Squash, weil ich persönlich davon noch etwas gehört hatte und ich finde bis heute, dass es die Sportart ist, die am härtesten zu erlernen und zu spielen ist, da diese von der Ausdauer „am meisten reinhaut“ und eine immense Beinarbeit, Kondition, Taktik und Antizipation erfordert.

Jedenfalls, da ich nun alle Sportarten nach einigen Trainingseinheiten ein bisschen konnte, wollte ich mich selbst in Racketlon beweisen. Daher nahm ich dann ohne irgendwelche Erwartungen an der Weltmeisterschaft im Jahr 2014 in London, Surrey, teil als kompletter „Rookie“. Ich schied klar im ersten Spiel gegen einen Engländer aus, allerdings war ich aber überhaupt nicht enttäuscht, denn ich wollte nach meiner WM-Erfahrung nur noch eins: besser werden im Racketlon. Topmotiviert trainierte ich von nun an fast täglich die verschiedenen 4 Sportarten und hatte sehr viel Glück, dass ich in Regensburg absolute Toptrainer bekam zu diesem sehr frühen Zeitpunkt meiner „Karriere“. Meine beste Sportart Tischtennis trainierte ich bei DJK Sportbund Regensburg (u.a. bei Thomas Hauer (Herren A) und dem ehemaligen Bundesliga und DTTB A-Lizenztrainer Alois Spitzer), Badminton bei Fortuna Regensburg (u.a. bei der dortigen bundesweit bekannten Trainer- und Managerlegende Dieter Sichert - er war z.B. Deutscher Meister als Manager und Trainer mit der 1. Bundesligamannschaft in den 90ér Jahren), Squash mit der Vizeeuropameisterin der Senioren, Iris Stockbauer und Tennis bei TC Rot Blau Regensburg (Deutscher Damenmannschaftsmeister der letzten 3 Jahre, u.a. spielten Angelique Kerber und Julia Görges dort, mit denen ich natürlich leider nicht trainieren durfte, dafür mit dem jungen Trainer Lukas Hofmann). Ich hörte zu dieser Zeit auf mit Fußball im Jahr 2017, da mir dieses Spiel inzwischen zu brutal und unsportlich geworden war, wegen all den Fouls und dem harten Gegnerkontakt. Da ich nicht nur Linkshänder, sondern auch ein schneller Linksfüßler war, wurde ich oft als Flügelflitzer umgenietet und ich wollte eben nicht verletzt werden, deswegen entschloss ich mich, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.

Nun, da ich voll im „Racketlonfieber“ war, brauchte ich eh viel Zeit und somit war das ein willkommener Zeitpunkt, meine vermutliche Weltkarriere in diesem Massensport gar nicht erst gedeihen zu lassen. Statt dessen trainierte ich wie ein Irrer bei oben genannten Vereinen und mit meinem Vater, der inzwischen selbst Deutscher Seniorenmeister (Ü40 im Einzel), Nationalspieler und Teamweltmeister (Herren B) wurde. Mit ihm zusammen reiste ich zu einigen Turnieren und gewann auch ein paar davon, allerdings eher kleinere im Jugendbereich U13. Der Höhepunkt meiner Karriere wartete im August 2017 bei der Europameisterschaft in Wien, die sehr unerwartet und dramatisch verlief. Dazu aber mehr beim nächsten Mal…

Liebe Grüße und viel Erfolg

Cornelius Ried